Aufstieg der Borsigwerke zum größten Industriebetrieb Berlins
Im 19. Jahrhundert hatte sich Berlin zur größten deutschen Industriestadt entwickelt. Begonnen hatte alles im Norden der Stadt im damaligen Stadtgebiet vor dem Oranienburger Tor. Der erfolgreichste Maschinenbauer jener Zeit August Borsig baute dort in der Chausseestraße im Jahre 1837 die „Eisengießerei und Maschinenbauanstalt von August Borsig“. Er hatte damals einen Auftrag zur Fertigung von 116.200 Schrauben für die Eisenbahn. Im Werk von Borsig wurden neben Eisenteilen für Brücken und dem Bau, auch Dampfkessel und Dampfmaschinen gefertigt.
Weltberühmt wurde August Borsig mit dem Bau seiner Lokomotiven, der „Borsig“ im Jahr 1841 und der „Beuth“ von 1844.
August Borsig unterstützte die Berliner Maschinenbauer in ihrem Kampf für die Verbesserung der Lebensbedingungen. Aufgrund auch innerbetrieblicher Kämpfe bei Borsig, gewährte August Borsig seinen Arbeitern diverse Vergünstigungen, wie die Verkürzung der Arbeitszeit von 14 Stunden auf 10 Stunden, einen höheren Lohn von mindestens vier Talern pro Woche und geregelte Pausenzeiten.
Das Borsig Werk erlebte einen Aufschwung. So konnte bereits 1849 eine neue Betriebsanlage in Alt-Moabit errichtet werden. Im Jahre 1854 wurde bei Borsig die 500. Lokomotive gefertigt. Im gleichen Jahr starb dann der Firmengründer August Borsig. Sein Sohn Albert führte das Lebenswerk seinen Vaters fort. Auch weiterhin wurde das soziale Engagement bei Borsig beibehalten. 1875 wurde eine Pensions- und Unterstützungskasse eingerichtet. Sie diente zur Auszahlung einer lebenslänglichen Pension bei Invalidität, zur Unterstützung in Krankheitsfällen, sowie zur Hinterbliebenenunterstützung.
Infolge der Gründerzeitkrise und der Verstaatlichung der Eisenbahn seit 1880 wurde das Werk in der Chausseestraße 1886 geschlossen. Die Firma expandierte aber weiterhin im Maschinenbau und auch in der Rüstungsproduktion. 1898 wurde die neue Anlage in Tegel eingeweiht. Rund um das Werk baute Borsig eine Wohnsiedlung namens Borsigwalde. So wollte das Unternehmer die Arbeiter in den nördlichen Rand von Berlin ziehen.
Aufgrund einer Verfügung Hitlers von 1936 wurde das Werk in Tegel zum „Nationalsozialistischen Musterbetrieb“ erhoben, verbunden war dies mit dem Leistungsabzeichen der DAF als „anerkannte Berufserziehungsstätte“. In der Belegschaft des Borsigwerks bildete sich unter der Leitung von Fritz Lüben die Widerstandsgruppe „Mannhart“. Im Jahre 1943 wurden zehn Mitglieder verhaftet und ein Jahr später sechs davon hingerichtet. Heute erinnert nur noch das alte Verwaltungsgebäude in der Chausseestraße an die Firma Borsig. Während des Krieges wurde das Werk in Alt- Moabit vollständig und in Tegel zu
80 Prozent zerstört.