Wasserturm der „Dicke Hermann“ vom Prenzlauer Berg
In nördlicher Lage der Berliner Innenstadt auf einer kleinen Anhöhe, dem ehemaligen Windmühlenberg, heute Prenzlauer Berg steht eines der ältesten Wasserwerke Berlins, der Wasserturm der “Dicke Hermann”.
Um dem steigenden Wasserbedarf der Berliner Bevölkerung gerecht zu werden, befasste sich im Jahre 1843 eine Kommission mit der Lösung dieses Problems. Es konnte dann bereits im Jahre 1856 durch die „Berlin Waterworks Company“, welche von Charles Fox und Thomas Russel Crampton gegründet wurde, eine neue Wasserversorgungsanlage zwischen der Knaack- und Belforterstraße in Betrieb genommen werden.
Mittels Dampfkraft konnte so das Wasser aus der Spree gepumpt und gereinigt werden. Durch ein Rohrleitungssystem konnten dann niedrig gelegene Stadtteile im Spreetal mit Wasser versorgt werden. Allerdings konnte das Wasser dabei nur bis ins 2. Stockwerk gepumpt werden.
Die Anlage bestand aus einem offenen Vorrats- und Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 3000 m³. Ebenfalls wurde ein schon von Weitem sichtbarer Standrohrturm errichtet. Dieser diente zur Sicherheit bei einem Überdruck im Rohrleitungsnetz.
Einige Jahre später am 1. Juli 1873 gingen sämtliche Wasserwerke in das Eigentum der Stadt Berlin über. Die Wasserversorgung in den höher gelegenen Gebieten wurde immer schwieriger und die bis dahin verwendete Technik war veraltet. Der Druck für den Transport des Wassers reichte nicht mehr aus.
In den Jahren 1875 bis 1877 wurde neben der alten bestehenden Anlage ein neuer sechsgeschossiger dicker Wasserturm, im Volksmund auch als der „Dicke Hermann“ bekannt, errichtet. Er besteht aus gelbem Klinkerbau. 1888 wurde diese Anlage dann noch erweitert. In dieser Form war der neue Wasserturm noch bis 1952 in Betrieb.
Die alte Wasserversorgungsanlage wurde dann endgültig im Jahre 1914 außer Betrieb genommen.
Sie wurde von den Nationalsozialisten als Gefängnis für Kommunisten und hoher Funktionäre der KPD und SPD genutzt. In den Kellern fanden 28 Menschen aufgrund ihrer Gesinnung den Tod. Heute erinnert noch ein Gedenkstein an diese grausamen Morde.
In den 90ziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Wasserturm am ehemaligen Windmühlenberg zum Denkmal erklärt.
Heute dient der Wasserturm der “Dicke Hermann” auf seinen sechs Etagen als Wohnungen. Die Anlage rund um der ehemalige Wasserversorgungsanlage wurde zu einem Park mit Kinderspielplätzen umfunktioniert.