Die Zuckerfabrik in Prenzlau war einst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber für die Stadt Prenzlau und die Region Uckermark im Land Brandenburg. Heute ist sie leider nur noch ein Abbild des Zerfalls und der immer mehr schwindenden Industrie in der Region Uckermark und dem Land Brandenburg. Die Zuckerfabrik Prenzlau feierte im Jahre 1992 noch ihr 120. Jubiläum und 2 Jahre später bereits, genau am 7. November 1994, wurde die Produktion endgültig eingestellt. Seither nagen der Zahn der Zeit und die äußeren Einflüsse gnadenlos an dem einst imposanten Industrie-Gebäude, der Zuckerfabrik Prenzlau.
Geschichte der Zuckerfabrik der Stadt Prenzlau
Die Zuckerfabrik Prenzlau wurde 1872 vom Landwirt und Zuckerfabrikanten Ludwig Weinrich erbaut und gegründet. Zu der Zeit wurden am Tag rund 50 Tonnen Zuckerrüben verarbeitet. Zu der damaligen Zeit, in den Jahren 1872-1878, erfolgte die Zuckerrüben-Zufuhr durch zwei sogenannte Straßenlokomotiven oder Dampftraktoren. Bis 1881 die Zuckerrüben-Zufuhr über die Bahn erfolgte wurden Ochsengespanne zur Lieferung eingesetzt. Im Jahre 1878 wurde aus der Zuckerfabrik Prenzlau, die Aktiengesellschaft Prenzlauer Zuckerfabrik, deren Direktor Ludwig Weinrich wurde. Dies erfolgte auf Grund eines richterlichen Beschlusses und einer gerichtlichen Überschreibung. Die Aktiengesellschaft Prenzlauer Zuckerfabrik musste im Jahre 1884 Konkurs anmelden und wurde dann 1885 von der Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehns-Kasse zu Berlin übernommen. Die Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehns Kasse zu Berlin verkaufte die Fabrik dann im Jahre 1891 an die Zuckerfabrik Strasburg weiter. Ab dem Zeitpunkt betrug die Produktionskapazität der Zuckerfabrik Prenzlau tausend Tonnen pro Tag. Es waren 120 Bauern und Landwirte, der Region die, die Fabrik 1926 mit Zuckerrüben belieferten. Im Jahre 1920 streikten 125 Arbeiter in einem sogenannten Lohnstreik, gegen die vorherrschende Lohnstruktur. Nach dem die Arbeiter der Zuckerfabrik Prenzlau vom 1. Februar bis 5. Februar gestreikt hatten, schlossen sich die Arbeiter 1920 auch dem Generalstreik in Deutschland an. Einen weiteren Streik gab es dann 1923 während der Inflation in der Zuckerverladung. Am 30. Oktober 1945 wurde Paul Ritter kommissarisch zum Betriebsleiter ernannt, welcher den damaligen Zuckerfabrikanten Arndt im August 1945 abgelöst hatte, nachdem die Zuckerfabrik Prenzlau durch die Sowjetische Militäradministration Deutschland enteignet wurde. Ab dem 18. April galt die Fabrik mit ihren 71 Mitarbeitern als Volkseigentum. Nach 1945 war es nicht mehr möglich, wie vorher üblich in der Zuckerfabrik Rohzucker für den Export nach Stettin herzustellen. Und so wurde eine Weißzuckerzentrifuge errichtet, deren Erbauung 1949 abgeschlossen war. Nach und nach wurde die Zuckerfabrik weiter modernisiert. Und in den 50ger Jahren gehörte die Zuckerfabrik Prenzlau zu einer der modernsten Fabriken der DDR. Während der Modernisierung flossen sechs Millionen Mark aus dem DDR-Haushalt in den Modernisierungs-Prozess. Die komplexe Modernisierung hatte zur Folge, dass 1973 bereits Wohnkomplexe an das Fernwärmenetz der Zuckerfabrik Prenzlau angeschlossen werden konnten, welches sich bis 1988 auf 168 Wohnungen mit der Versorgung mit Fernwärme erstreckte.
Das eigentliche Fabrikgebäude wurde Mitte der 90er Jahre abgerissen. Es beherbergte unter anderem Rübenwäsche, Kochstation und Zuckerhaus, aber auch eine funktionierende historische Dampfturbine zur Notstromversorgung bei Stromausfall. Die verbliebene Ruine war die mehrere Jahrzehnte zuvor stillgelegte Trocknung, sie wurde lange vor dem Ende der Fabrik als Lagerhalle genutzt, u.a. für Materialien wärend der Modernisiernungsphase in den 80ern und als Fahrzeughalle.
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