Der Kasseler Stadtteil Bettenhausen war im 19. Jahrhundert das Zentrum der Industrialisierung in Nordhessen. Schon lange zuvor siedelte sich hier Protoindustrie an: Das herausragende Beispiel ist der Messinghof – Messingwerk, der auch heute noch zu besichtigen ist.
Der Messinghof in Kassel
Hammerwerk und Gießerei mit Tradition In Bettenhausen entstanden bereits im 17. Jahrhundert aus gutem Grund verschiedene Manufakturen an: die Losse als Fluss spendete die notwendige Wasserkraft, die als Energiequelle unverzichtbar war. Zur wichtigsten Manufaktur entwickelte sich der Messinghof, der bereits 1680 in Betrieb genommen wurde. Schon zuvor wurde an selber Stelle das in der Nähe geförderte Kupfererz zu Messing veredelt. Der Neubau wurde notwendig, da die bisherige Infrastruktur an ihre Kapazitätsgrenzen stieß. Verantwortlich für den Bau, der innerhalb eines Jahres fertiggestellt wurde, zeichnete sich damalige Landgraf Karl.
Der Aufbau des Messinghofs
Ursprünglich bestand der Messinghof aus zwei Gebäudekomplexen. Das Hammerwerk befand sich direkt an der Losse, wo die verschiedenen Hämmer durch Wasserräder angetrieben werden konnten. Dieses Gebäude existiert im Vergleich zur Gießerei nicht mehr. Im Zweiten Weltkrieg wurde es durch eine Bombe getroffen und in den 1960ern endgültig abgerissen. Die Gießerei steht dagegen bis heute und kann von außen bestaunt werden. Insgesamt befanden sich dort drei Schmelzöfen, in denen die Rohstoffe für die anschließende Metallverarbeitung produziert wurden. Auch Wohnräume beinhaltet das Gebäude. Daneben können zwei weitere Häuser begutachtet werden, das Torhaus sowie das Kutscherhaus. Diese entstanden erst später als Erweiterung der Anlage. Umgeben war der Messinghof von einer Mauer, welche mit verschiedenen Toren für die Zufahrt versehen war. Die landgräflich-hessischen Wappen an diesen erinnern daran, dass es sich lange Zeit um einen staatlichen Betrieb handelte. Die Mauer wurde später durch einen Bauzaun ersetzt.
Der Messinghof harrt der weiteren Nutzung
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Messingwerk auf den neuesten technischen Stand aufgerüstet, so wurde im Hammerwerk zum Beispiel ein elektrischer Generator eingesetzt. Im Jahr 1975 endete die industrielle Geschichte des Messinghofs allerdings jäh, da der damalige Betreiber, die Hessische Metallfabrik Imfeld, Konkurs anmelden musste. In der Folge bezogen verschiedene Künstler die Gießerei und ließen sich vom besonderen Flair inspirieren. Seit 1996 ist die Zukunft des Hauptgebäudes, welches unter Denkmalschutz steht, ungewiss. Der momentane Investor plant, darin eine Gastronomie zu eröffnen. Das hätte den Vorteil, dass die Gießerei für den interessierten Publikumsverkehr wieder zugänglich wäre.
Die Denk mal Industrie Redaktion ist ein engagiertes Team von Experten, das sich auf die Aufarbeitung und Vermittlung von Industriekultur spezialisiert hat. Unser Ziel ist es, die Geschichte von Industriedenkmälern in Deutschland lebendig zu halten.